Zum Inhalt springen
Fotostrecke

Gefährlicher Darmkeim: Die Ehec-Epidemie

Foto: dapd

Frankfurt am Main Gefährlicher Ehec-Erreger in Bach nachgewiesen

Die Ehec-Gefahr schien eingedämmt - jetzt das: In Niedersachsen hat eine Servicekraft 20 Gäste angesteckt. Auch in einem Bach in Frankfurt am Main ist der aggressive Keim vom Typ O104:H4 nachgewiesen worden. Das hessische Gesundheitsministerium rät vom Baden in Bächen und Flüssen ab.

Frankfurt am Main - Der gefährliche Typ des Ehec-Erregers breitet sich offenbar doch noch aus. Der Erreger sei in einem Bach in Frankfurt am Main nachgewiesen worden, teilte das hessische Umwelt- und Sozialministerium am Freitagabend mit. Es bestehe aber keine Verbindung zwischen dem Fließgewässer und der Trinkwasserversorgung, betonte die Behörde.

Die positive Probe mit dem Ehec-Erreger des Typs O 104:H4, der zum gefährlichen hämolytisch-urämischen Syndrom (Hus) führen kann, wurde im Erlenbach im Nordosten der Stadt entnommen. In der Nachbarschaft davon war Mitte der Woche auf dem Salat eines Gemüsehofes ein harmloserer Ehec-Erreger festgestellt worden. Dieser soll mit dem Waschwasser des Betriebs auf den Salat gekommen sein. Bei den verstärkten Kontrollen wurden auch dem Bach Proben entnommen, in denen nun der gefährlichere Erreger nachgewiesen wurde.

Die Gefahr einer Kontamination des Trinkwassers bestehe nicht, sagte eine Sprecherin des Sozial- und Gesundheitsministeriums. In dem etwa 30 Kilometer langen Bach seien auch bei früheren Proben in den vergangenen Jahren hin und wieder Keime gefunden worden, darunter auch Ehec-Erreger. Dies sei bei einem Oberflächengewässer nicht ungewöhnlich. Am Freitag wurden den Angaben zufolge erneut Proben aus dem Erlenbach entnommen und zur Untersuchung versandt. Mit dem Ergebnis sei in zwei bis drei Tagen zu rechnen, hieß es.

Hessische Ministerien raten vom Baden in Bächen und Flüssen ab

Gründe für die Belastung des Wassers mit dem Keim sind nach Einschätzung der Ministerien vielfältig. Da die Proben in der Nähe einer Kläranlage entnommen wurden, sei nicht auszuschließen, dass er von dort in das Bachwasser gekommen sei. Generell verminderten Kläranlagen die im Abwasser enthaltenen Keime. Doch damit sei das gereinigte Abwasser nicht hygienisch unbelastet. Deshalb werde auch in Hessen vom Baden in Bächen und Flüssen grundsätzlich abgeraten. Auch zum Trinken sei deren Wasser ungeeignet.

Wie das Umweltministerium mitteilte, sind die an den Erlenbach angrenzenden Höfe von dem Fund informiert worden. Zwei dieser Höfe hätten Entnahmegenehmigungen für den Bach. Diese bezögen sich aber auf Kartoffeln, Zuckerrüben und Stärkekartoffeln, die derzeit nicht erntereif sind, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums. Da nicht auszuschließen sei, dass Kleingärtner das Wasser verwendet haben, würden diese aufgefordert, mit Wasser aus dem Erlenbach gewässerte Produkte nicht zu verzehren.

Die in den beiden Höfen mit Entnahmegenehmigungen gewässerten Produkte dürfen nicht verkauft werden. Auch würden dort vorsorglich weitere Proben gezogen.

Der jetzt in Frankfurt gefundene Keim vom Typ O 104:H 4 kann den Angaben zufolge zu schweren Darminfektionen des Menschen führen, wenn eine ausreichende Menge davon aufgenommen wird. Ob überhaupt bedeutende Mengen davon in Fließgewässern erreicht werden, sei unklar.

Zuvor war bekannt geworden: Nach einer Familienfeier in Niedersachsen ist fast ein Drittel der Gäste erkrankt. Die Diagnose lautet auf Ehec. Eine Servicekraft, die selbst infiziert war, hatte die Erreger offenbar auf Lebensmittel gebracht.

ulz/dapd